Der weibliche Zyklus ist ein Tabu – vor allem in der Arbeitswelt. Und ganz besonders für Männer. Matthias Hardeland hat sich trotzdem mit dem Thema auseinandergesetzt und beschreibt hier, warum zyklusorientiertes Arbeiten uns alle angeht. 

Ich habe an einem Lunch&Learn von Miriam Wilhelm und Carolina Spiess teilgenommen mit dem Titel „Female Health für Männer“. Da fühlte ich mich nicht nur eingeladen, sondern auch sicher genug, meine Unsicherheiten mit dem Thema zu zeigen. Im folgenden Artikel möchte ich gerne die Gedanken teilen, die mich seitdem begleiten – denn den richtigen Umgang als Mann mit diesen Themen zu finden, gestaltet sich für mich nach wie vor herausfordernd.

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Denn: Man(n) könnte sich gerade mit vermeintlich akuteren Zukunftsdynamiken, Herausforderungen und Megatrends beschäftigen. Klar, das spannende Thema der Künstlichen Intelligenz beschäftigt gerade die Arbeitswelt in Vollzeit, aber vor allem im Bereich New Work geht es doch darum, was wir wirklich, wirklich, wirklich wollen.

Doch ich will ein Verständnis für die Bedürfnisse meiner Kolleg/innen. Ich will ein Miteinander in Vielfalt. Eine Gemeinschaft mit Raum für Individualität. Da darf sich die Arbeit gerne nach uns richten und eben nicht andersherum.

Ich fühle mich immer seltsam, wenn ich einen Satz mit „Ich will“ beginne, aber hier kommt noch einer: Ich will raus aus dem Halbwissen und der privilegierten Ignoranz. Wie kann ich so wenig über etwas wissen, was so enorme Auswirkungen hat?

Women’s Health ist mehr als ein Zyklus

Ich habe einen Zyklus. Der ist allerdings sehr viel einfacher als der weibliche Zyklus. Aber es hilft, sich bewusst zu machen, dass Hormone auch mich als Mann beeinflussen. Und ja, wenn ich ehrlich mit mir bin, beziehe ich mein Testosteron nur selten in Erklärungsversuche für mein Energielevel mit ein. Ich bin vormittags energiegeladener und am Abend erschöpfter und leichter zu reizen.

Und der weibliche Zyklus? Der bestand für mich aus dem Wechselspiel von Menstruation und nicht menstruieren. Ganz einfach: An – aus. Immer gleich. Leider völlig falsch. Oder zumindest zu unterkomplex. Ich rufe mir einzelne Learnings aus dem Lunch&Learn zurück ins Gedächtnis. Carolina sagte: „Kein Zyklus ist gleich. Er ist nicht nur von Mensch zu Mensch unterschiedlich, sondern auch von Zyklus zu Zyklus.“

Dennoch lässt sich ein generelles Bild zeichnen, welches ich mir viel deutlicher und häufiger ins Bewusstsein holen möchte. Die empowernde Beyoncé wird von der ruhigeren Lana Del Rey abgelöst auf der Reise durch die vier Jahreszeiten des weiblichen Zyklus, der sich über mehrere Wochen erstreckt. Danke Carolina! Für dieses Bild brauche ich keine Erklärungen, es hilft mir empathisch zu bleiben, ohne mich mit Details zu überfordern.

Jede Phase des weiblichen Zyklus eignet sich für bestimmte Tätigkeiten

Es gibt viele gute Gründe, Zahlen, Daten und Fakten für ein zyklusorientiertes Arbeiten. Diese zu benennen überlasse ich gern den Profis. Für mich braucht es hier gar keine Rechtfertigung. Für mich ist es auch so bereits ein erstrebenswertes Zukunftsbild. Stellt euch vor, wir leben in einer Welt, in der jede*r seinen Arbeitsalltag flexibel nach den eigenen Phasen für Regeneration und Produktion gestalten kann.

Zyklusorientiertes Arbeiten stellt Tools bereit, die genau dies ermöglichen. Menschen können ihre Aufgaben und Zeiten so planen, dass sie zu ihren individuellen Bedürfnissen passen. Jede Phase des weiblichen Zyklus ist gut und eignet sich für bestimmte Tätigkeiten besonders:

  1. Menstruationsphase (Winter): Zeit für Reflexion und Planung. Ziele für den kommenden Zyklus werden definiert und es wird Raum für Erholung und Ruhe geschaffen.
  2. Follikelphase (Frühling): Start neuer Themen und Aufgaben. Kreative Ideen sprudeln, Lösungen werden gefunden. Diese Phase ist geprägt von Kreativität und Neuanfang.
  3. Ovulationsphase (Sommer): Höchststand an Selbstbewusstsein und Kommunikationsfähigkeiten. Ideal für Team-Events, Meetings und Netzwerken. Pläne werden in die Tat umgesetzt.
  4. Lutealphase (Herbst): Fokus auf Erledigung und Vorbereitung. Aufgaben werden abgeschlossen, Terminblocker für konzentriertes Arbeiten gesetzt und administrative Aufgaben erledigt.

Was Mann machen kann

Normalerweise stehe ich nach so einem digitalen Austausch zwar schlauer als vorher, aber ohne praxisbezogenen Plan da. Das war dieses Mal anders: Was kann Mann machen? Kommunizieren!

Man kann damit anfangen, zu sagen, dass Themen rund um die Gesundheit von Frauen wichtig sind und enttabuisiert werden müssen. Und genau das werde ich tun. Ich werde das Thema in meiner Organisation im Plenum ansprechen. Keine Strategie und kein Mansplaining erforderlich, nur eine aufrichtige Haltung und eine Bereitschaft zum Wandel. Dabei bleibt für mich wichtig, dass es sich hierbei immer nur um ein Angebot handeln kann.

Im Zuge des LinkedIn-Beitrags von Inga zum Thema durfte ich durch ein Kommentar von Wera Stein auch diesen Blogbeitrag von Wigwam aus dem März 2023 finden. Für mich ist die hier geteilte praxisnahe Auseinandersetzung mit dem Thema im Rahmen einer Organisation ein inspirierender und mutmachender Ansporn.

Ich möchte auch alle nicht menstruierenden Menschen dazu einladen, Angebote und Räume zur Enttabuisiserung von Women’s-Health-Themen zu öffnen und zu unterstützen.

Matthias Hardeland (Bild Promo)

Matthias Hardeland (Bild Promo)

Matthias Hardeland ist Kreativdirektor, Kommunikationsdesigner und Illustrator bei der Identitätsstiftung GmbH und seit 2022 zertifizierter Network Facilitator. Er ist verantwortlich für Konzeption und die kreative Leitung in allen Bereichen der Inszenierung.

 

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